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Auf ein Glas Wein mit...
Auf ein Glas Wein mit... Mike Müller
Mike Müller, 57, wurde schweizweit bekannt an der Seite von Viktor Giacobbo mit der Late Night Show ‹Giacobbo/Müller› auf SRF 1 und der SRF-Krimiserie ‹Der Bestatter›.
Mike Müller, 57, studierte an der Universität Zürich
Philosophie und gründete mit Freunden bereits im Alter von zwanzig Jahren die
Jugendtheatergruppe Olten. In diesem Umfeld entstanden zahlreiche Produktionen.
In den 1990er Jahren begann er in Zürich an den Theatern Gessnerallee und
Neumarkt sowie am Schauspielhaus zu spielen und engagierte sich seit der
Gründung beim Casinotheater Winterthur. Schweizweit bekannt wurde er an der
Seite von Viktor Giacobbo mit der Late Night Show ‹Giacobbo/Müller› auf SRF 1 und
der SRF-Krimiserie ‹Der Bestatter›. Mike ist liiert und lebt in Zürich.
Lieber Mike, wie gehst du damit um, dass du in Olten
aufgewachsen bist?
Aber hallo! Einer der ersten Bundesräte stammte aus Olten.
Ausserdem sind wir viel bescheidener als die Solothurner. Die rühmen unentwegt
auf penetrante Weise ihre schöne Stadt. Wir Oltner sind da zurückhaltender, bei
uns sagt man: Wir haben tolle Bahnverbindungen!
Der Schriftsteller Alex Capus kommt auch aus Olten. Triffst
du ihn oft?
Wir kennen uns von der Schule her und besuchten früher die
gleichen Beizen. Heute treffen wir uns allerdings selten. Er ist ein begnadeter
Erzähler und wirtet gerne in seiner eigenen Galicia-Bar. Alex fühlt sich wohl
in der Provinz, aus der er für Recherchen immer wieder in die grosse, weite
Welt aufbricht. Ich hingegen mag die Stadt, trete aber oft in der Provinz auf.
Haben deine Eltern gerne Wein getrunken?
Ja, meine Eltern haben immer Wein getrunken, allerdings
passte mein Vater die Wahl der edlen Tropfen seinem Budget an und kaufte oft
beim Grossverteiler. Bereits mit 15 gab er mir Wein zum Probieren, in einem
Zinnbecher notabene. Mein Vater meinte, Alkohol sei etwas Schwieriges und man
müsse früh lernen, damit umzugehen. Das habe ich natürlich beherzigt.
Was war dein erstes grosses Weinerlebnis?
Das war in der Tat ein berauschendes Ereignis, das ich mir
hernach sprichwörtlich durch den Kopf gehen lassen musste. Es war an der alten
Aare und wir tranken Chianti Ruffino aus dem Fiasco. Mir ist danach auch klar
geworden, weshalb die Flasche so heisst.
Ist Wein für dich heute ein Genussmittel oder eine Droge?
Wenn man es sich leisten kann, behauptet man, es sei ein
Genussmittel. Bei mir ist es beides: Komme ich nach einer Aufführung nach
Hause, geniesse ich Wein in vollen Zügen. Er schmeckt und ist eine wunderbare
Droge mit wenig Begleitschäden.
Veränderst du dich stark bei übermässigem Konsum?
Jeder reagiert anders, einige werden sanft, andere böse. Ich
werde glücklicherweise einfach müde, trinke immer mehr Wasser und gehe dann
irgendwann nach Hause.
Bist du eher ein Weiss- oder Rotweintrinker?
Ich liebe Weisswein über alles, geniesse aber seit einiger
Zeit häufiger auch Rotwein, den ich gerne leicht gekühlt trinke. Destillate
konsumiere ich praktisch nie.
Gibt es ein Weinland, das du bevorzugst?
Nein, aber ich habe eine gewisse Schwäche für italienische
Weine, vielleicht, weil meine Eltern eine Zeit lang in Italien lebten, oder
weil mein Vater während seinen Rom-Besuchen immer hervorragende Lokale
entdeckte. Ich schätze beispielsweise wuchtige Italiener, insbesondere euren
‹Bosco dei Sugheri› von Tua Rita oder den Corfiero, ein richtiger Seelenwein.
Ich kaufe aber auch viele Spanier bei euch, ganz besonders haben es mir die
Priorat angetan und aus Frankreich der gehaltvolle Châteauneuf-du-Pape, den man
interessanterweise nicht mit jedermann trinken kann. Amarone dagegen umfahre
ich grossräumig, das ist nicht mein Stil.
Deine vollschlanke Figur erinnert mich ein wenig an meinen
eigenen Adonis-Körper. Kann es sein, dass dir Essen und Trinken etwas bedeuten?
Tatsächlich sind mir kulinarische Genüsse nicht völlig
fremd!
Mir wurde die gute Küche gewissermassen schon in die Wiege
gelegt: Meine Mutter ist eine grossartige Köchin. Ich koche selber oft und
gerne und interessiere mich leidenschaftlich für den Ursprung der Produkte.
Richard Kägi zum Beispiel weiss darüber unglaublich viel, von ihm hole ich mir
öfters Tipps und bin glücklicherweise auch regelmässig bei ihm zu Gast. Ich
gehe ausserdem sehr gerne auf Märkte und lasse mich von Spezialisten beraten.
Hochwertige Ingredienzien begeistern mich regelrecht.
Was sind deine Zukunftspläne?
Sobald es erlaubt ist, gehe ich wieder zurück auf die Bühne
und feiere endlich die Premiere von ‹Erbsache›, einem Stück für zehn Personen,
das ich aber alleine spiele. Das ist ja das Schöne an meinem Beruf, dass man
seinen Grössenwahn zu einem ästhetischen Prinzip erhöhen kann. Inhaltlich geht
es um einen Erbschaftsprozess mit sehr speziellem Personal.
Wie sehr hat dich Corona tangiert?
So wie alle anderen in der Unterhaltungsbranche: Mit dem
Vorstellungsverbot wurde uns der rentabelste Teil des ganzen Rösslispiels
gestrichen. Aber eben: Ich habe im ersten Lockdown früher mit Schreiben
begonnen als geplant und verschiebe gerade zum dritten Mal innert zwölf Monaten
alle Vorstellungen. Zum Ausgleich betreibe ich als Mike Müller ‹lateandearly›
einen Youtube-Kanal.