Es sind viele neue Studien – häufig von der WHO initiiert –
herausgekommen, deren Ergebnisse einseitig und übertrieben interpretiert werden.
Die WHO ist eine gesundheitspolitische Organisation mit einem klaren
Sendungsbewusstsein. Auch muss berücksichtigt werden, dass die WHO nicht auf
einzelne Menschen oder Gruppen, sondern auf die gesamte Weltbevölkerung
fokussiert.
So werden in jüngster Zeit Erhebungen von Drittweltländern statistisch
mit überalterten Gesellschaften in Mitteleuropa verrechnet. Der daraus
entstehende mögliche Nutzen von Alkohol wird mit möglichen Schäden, die in den
verschiedenen Weltregionen unterschiedlich auftreten, vermischt, was zum Teil
zu Ergebnissen führt, die sehr problematisch oder schlicht unbrauchbare
Aussagen enthalten.
In einem Entwicklungsland mit einem hohen Anteil an jungen
Menschen wird man beispielsweise kaum positive kardiovaskuläre Effekte
feststellen können – die Leute sind schlicht zu jung um solche Probleme
entwickeln zu können. Dafür sterben sie häufig sehr früh, weil die Hygiene und
die konsumierten alkoholischen Getränke von schlechter Qualität sind oder es häufig
zu schweren Unfällen und Gewalttaten in diesem Segment kommt. Erschwerend kommt
hinzu, dass selbst ein Mediziner, der keine entsprechende Ausbildung hat, die
Wertigkeit solcher komplexer Studien nicht beurteilen kann. So werden oft
vermeintliche Wahrheiten publiziert, die schlicht nicht den wissenschaftlichen
Aussagen entsprechen respektive nicht für alle Menschen gleich anwendbar sind.
Und je mehr solche Halb- und Unwahrheiten publiziert werden, desto mehr denken
die Leute leider, dass es der Wahrheit entspricht.
Es würde zu weit führen an dieser Stelle im Detail auf die
grundlegenden Fehlermöglichkeiten mancher neuer Studien einzugehen. Wichtig zu
wissen, dass gemäss der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage bei einem
gesunden Menschen ein zurückhaltender Alkoholkonsum kaum Gesundheitsschäden verursacht,
sondern dass im Gegenteil gesundheitsfördernde Effekte wahrscheinlich sind.
Geniessen Sie Ihren Wein deshalb weiterhin mit grosser Freude
– und mit Mass. Schön Paracelsus sagte, dass die Dosis entscheidet, ob ein Ding
giftig ist oder nicht.
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Der Sankt Galler Philipp Schwander ist der erste Master of Wine der Schweiz.