Die Fahrt zu Nicola Allisons Château du Seuil führt uns
durch die sanft-hügelige, von markanten Schlössern geprägte Landschaft von
Sauternes in Richtung des Flusses Garonne. Dort, inmitten eines
ländlich-idyllischen Parks befindet sich das Weingut. Durch den klassischen
Stil des charmanten, recht bürgerlichen Bordelaiser Château fühlt man sich ein
wenig wie in eine vergangene, heile Welt ersetzt. Nicola begrüsst uns freudig und lädt
sogleich auf einen Rundgang durch die Reben ein.
Sie sagt: «Gerade der Jahrgang 2024 hat gezeigt, dass
biologischer Anbau in Bordeaux kein Zuckerschlecken ist. Im Bordelais herrscht ein
maritimes Klima, das uns im Herbst während der Ernte häufig mit Niederschlägen
kämpfen lässt. Deshalb ist beim Verzicht auf synthetische Pflanzenschutzmittel eine akribische, beinahe
übersorgfältige Arbeit im Rebberg während des gesamten Vegetationszyklus absolut
entscheidend. Wir gehören zu den allerersten im Bordelais, die mit der
biologischen Bewirtschaftung begannen. Zahlreiche Winzer sind in den letzten
Jahren nachgezogen und haben ebenfalls umgestellt, was dank der heissen,
trockenen Jahre auch lange gut ging. Doch nun sind viele schockartig aus dem
schönen Traum aufgewacht: Die Jahrgänge 2021 und 2024 waren riesige Herausforderungen,
deren Bewältigung weitaus nicht allen gelang. Dies nicht zuletzt aufgrund der
Tatsache, dass die Reben nach einer Umstellung auf ‹Bio› Zeit brauchen, bis sie
genügend resistent sind. Da wir bereits seit 2009 biologischen Anbau betreiben,
verfügen wir inzwischen nicht nur über eine grosse Erfahrung, sondern auch über
kräftigere und widerstandsfähigere
Reben. Leider ist in naher Zukunft mit einigen Konkursen zu rechnen, und recht
viele Bio-Produzenten dürften notgedrungen wieder zur herkömmlichen Bewirtschaftung
wechseln.»
Zurück im Betrieb verkosten wir sämtliche Jahrgänge von 2016
bis 2020. Grundsätzlich wollten wir den 2020er anbieten, allerdings finden wir
– ähnlich wie bei Château Ramafort – den aktuellen Jahrgang ausgesprochen schön
und viel zugänglicher, so dass wir uns kurzerhand entschliessen, die
Präsentation des exzellenten 2020ers um ein Jahr zu verschieben. Es zeigte sich
sowieso, dass die du-Seuil-Weine etwas mehr Zeit zur Entfaltung benötigen als die
Gewächse anderer Weingüter. So sind wir äusserst glücklich, vom grossen
Jahrgang 2019 nochmals eine schöne Menge erhalten zu haben.