Unsere Besuche bei Philipp und Angelika Grassl haben jeweils
fast den Charakter eines Familientreffens. So auch dieses Jahr, als wir Mitte
Oktober in Göttlesbrunn ankommen, zunächst gemütlich ein Glas des vorzüglichen
Chardonnays geniessen und uns dabei von Philipp die Herausforderungen des
Jahrgangs 2024 erläutern lassen. Danach folgt die ausführliche Verkostung des
gesamten Sortiments. Grassl hat schon immer einen naturnahen Weinbau betrieben;
seit dem Jahrgang 2022 ist die Domäne bio-zertifiziert. Philipp sagt: «Ich
hänge das nicht an die grosse Glocke, ein möglichst naturbelassener Wein war
für uns sowieso schon immer eine Selbstverständlichkeit.»
Die Degustation bestätigt es: Philipp Grassl und seine
Equipe sind in absoluter Hochform – eine wahre Freude! Gespannt sind wir auf
unsere Spezialfüllung, die für einen Wein dieser Preisklasse aussergewöhnlich
hochwertige Partien enthält und deutlich länger gereift wird. So erfolgte die
Abfüllung erst im April 2024. Wir sind hingerissen: War schon der 2021er
vorzüglich, übertrifft der elegante und harmonische 2022er den Vorgänger
nochmals. Philipp erklärt: «Der Jahrgang 2022 ist im Vergleich zu 2021 etwas voller
und würziger. Die Witterungsverhältnisse waren nahezu perfekt. Besonders
vorteilhaft war der relativ kühle August, der die Lese verzögerte und dadurch
eine längere Vegetationsperiode mit noch besserer Aromaentwicklung
ermöglichte.»
Ebenfalls herausragend, aber leider nur in begrenzten Mengen
verfügbar, ist Grassls berühmter Bärnreiser, eine Premiumcuvée der besten
Partien dieser hervorragenden Lage mit bis zu 50jährigen Reben. Ein nobler,
voller Wein mit sehr feinen Tanninen, der über ein ausserordentliches Lagerpotential verfügt. Dass die Weine von
Grassl sehr gut reifen, dürfen wir beim Abendessen im Gasthaus Stern in Wien
feststellen, wo wir zu bodenständigen Gerichten auch einige ältere Jahrgänge
Bärnreiser geniessen. Dieses klassische, der Tradition und Regionalität
verpflichtete Wiener Gasthaus ist einen Besuch wert und wurde erst kürzlich bei
Falstaff als ‹bestes Wiener Beisl› ausgezeichnet.