«Rarissime», Thierry Rodriguez (rot) 2018

Kurz bevor wir auf dem Weingut von Thierry Rodriguez ankommen, erreicht mich ein höchst verstörender Anruf: Ein befreundeter Schweizer Politiker orientiert mich über die Einreichung einer Motion, welche die Schweizer Weinhändler dazu zwingen soll, vermehrt einheimische Gewächse zu verkaufen, sofern sie auch weiterhin ausländische Weine importieren möchten. Angeblicher Grund dieses Vorstosses ist die Absatzkrise infolge der Corona-Pandemie. Dieses Ansinnen erinnert leider nur zu gut an die seinerzeit klar verworfene, geradezu unverschämte Motion Freysinger von 2012 und stellt gewissermassen alten Wein in neuen Schläuchen dar. Das Thema wird nun in einer parlamentarischen Kommission beraten. Es bleibt zu hoffen, dass das Parlament diesem erneuten Versuch der Zerstörung des Schweizer Weinhandels durch eine kleine Gruppe Winzer nüchtern und klar eine Absage erteilt, zumal das Problem der randvollen Lager bereits lange vor Corona existierte! Glücklicherweise verpufft beim Verkosten der aktuellen Weine von Thierry Rodriguez der letzte Funken Ärger. Thierry ist schlichtweg ein grossartiger Winzer und Weinmacher. Uns ist noch nie ein mittelmässiger oder gar schlechter Wein von ihm untergekommen, das Niveau seiner Erzeugnisse ist durchwegs beeindruckend. Selbst sein einfacher, eigens für uns vinifizierter ‹Impec!› ist köstlich und bei unserer Kundschaft auf regen Zuspruch gestossen. Wir degustieren das gesamte Sortiment und sind wie immer begeistert vom Flaggschiff des Weinguts, dem ‹Rarissime›. Thierry stellt ihn nur in sehr kleinen Mengen her und möchte mit diesem Wein beweisen, dass es auch im Süden des Landes möglich ist, einen erstklassigen französischen Rotwein zu keltern. Mit Fug und Recht darf man behaupten: Der kraftvolle ‹Rarissime› zählt zu den grossen Gewächsen des Languedoc und hält überdies selbst mit vielen Spitzenweinen aus berühmteren Regionen Frankreichs problemlos mit. Zum Schluss verkosten wir noch eine erstklassige Partie, die den Ansprüchen für den ‹Rarissime› nicht ganz genügt, wohl aber deutlich besser als seine Basisqualität Mas Gabinèle ausgefallen ist. Thierry offeriert uns, diese Partie als preiswerte Alternative zum ‹Rarissime› zu füllen. Wir nehmen das Angebot dankend an und freuen uns, diesen vorzüglichen Wein, den wir unbescheiden ‹Superbe› nennen, gleichfalls anbieten zu können.