Alidis Tinto, Viña Mambrilla (rot) 2017

Es ist ein heisser Sommertag in der Ribera del Duero und wir kommen ziemlich verschwitzt und erschöpft in Mambrilla de Castrejón an. Fortunato Arranz, der Patron von Alidis, bemerkt bei der Begrüssung sofort unsere Not und führt uns schnurstracks in den hintersten und tiefsten Winkel des Fasskellers. Dort ist es angenehm kühl und wir atmen auf. «Diesen Raum haben wir ganz bewusst in die Erde gebaut», erklärt er beim Rundgang. «Dadurch herrschen hier auf natürliche Weise niedrige Temperaturen.» Ein Besuch bei Fortunato ist immer herzerfrischend. Bei ihm gibt es kein Marketing-Brimborium, alles ist schlicht, praktisch und ausschliesslich darauf aus- gerichtet, möglichst guten Wein zu keltern. Auch im Rebberg erleben wir Fortunatos charmante, bescheidene Art als Wohltat. «Schon als Sechsjähriger habe ich im Betrieb mitgeholfen», sagt er lachend beim Besuch in den Rebbergen, die mittlerweile siebzig Hektar umfassen. «Und im zarten Alter von elf Jahren konnte ich bereits Traktor fahren. Das Grösste für mich ist sowieso die Arbeit in den Reben, denn hier entscheidet sich, wie gut der Wein später in der Flasche sein wird!» Fortunato reduziert die Erträge sehr stark, um die Konzentration und Qualität der Trauben zu verbessern; oft schneidet er rund die Hälfte der Trauben weg und verzichtet auf eine Bewässerung. Das zwingt die Rebstöcke, ihre Wurzeln tief ins Erdreich zu treiben. Ausserdem sehr wichtig für die Aromatik und Frische der Traube sind die grossen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Das Thermometer kann tagsüber durchaus auf über 30 Grad steigen und in der Nacht auf weit unter 10 (!) Grad sinken. Durch das Zusammenspiel all dieser Faktoren entwickeln die Trauben dickere Schalen, genügend Säure und feinere, reichhaltigere Aromen. Bei der Verkostung begeistert uns einmal mehr der einfache Tinto, ein herrlich fruchtiger und süffiger Rotwein. Fortunato meint, der 2017er sei dem 2016er sehr ähnlich aufgrund des Vegetationsverlaufs. Er erklärt: «Beides waren in der Ribera ausgezeichnete Jahrgänge. Die Erträge lagen allerdings wegen der Trockenheit 2017 nochmals tiefer, dadurch ist dieser Jahrgang ein wenig konzentrierter als der 2016er geworden.» Sein unbeschwerter, fruchtiger Tempranillo ist zu Recht einer unserer beliebtesten spanischen Alltagsweine. Die hochwertige Qualität der Trauben führt.