Alidis Tinto, Viña Mambrilla (rot) 2019

Es herrscht wundervolles Frühlingswetter, als wir letztes Jahr nach einer pandemiebedingten längeren Reisepause endlich wieder das Weingut der Familie Arranz im Dörflein Mambrilla de Castrejón besuchen können. Patron Fortunato, sein Bruder Luis sowie Rodrigo, einer seiner beiden Söhne, bereiten uns einen herzlichen Empfang. Die langjährige Geschäftsbeziehung hat mittlerweile freundschaftlichen Charakter angenommen, und es ist auch schon vorgekommen, dass wir – weil es sich terminlich nicht anders einrichten liess, mitten in ein Familienfest geplatzt sind, zu dem uns die Arranz so selbstverständlich einluden, als würden wir dazugehören.

«Es gibt für mich keine schönere Gegend, um Wein zu kultivieren, als die Ribera del Duero», erklärt uns Fortunato in seiner leidenschaftlichen Art beim Rundgang durch die Reben. «Und sich im Frühling im Weingarten aufzuhalten, wenn die ersten Triebe spriessen, ist das grösste Glück. Aber es ist auch eine risikoreiche Zeit: Gerade die wolkenlosen Tage in Verbindung mit klaren, kalten Vollmondnächten bergen die Gefahr von verheerendem Frost.» Mit Fortunato den Weinberg zu besuchen, ist immer auch ein kleiner Lehrgang in Sachen Rebarbeit. Kaum sind wir in unmittelbarer Nähe eines Rebstocks, beginnt er flink Zweige oder Triebe abzubrechen. Er macht dies mit traumwandlerischer Sicherheit und in einem Tempo, das dem Betrachter sofort veranschaulicht: Hier ist der Chef am Werk und in der Arbeitsexpertise ist er der unangefochtene Meister!

In der kleinen Degustationskammer verkosten wir das ganze Sortiment. Die Weine gefallen uns wie immer allesamt sehr gut. Zu unseren Favoriten gehört darunter einmal mehr der einfache ‹Tinto›, der schlicht unschlagbar ist für seinen Preis. Fortunato lacht und sagt: «Dieser Jahrgang ist noch besser als der vorherige: Wegen der Pandemie liessen wir ihn nicht sechs, sondern zehn Monate im Fass reifen. Und 2019 ist überhaupt eines der besten Jahre gewesen, die ich je erlebt habe!» Wir können ihm nur zustimmen und reservieren ohne Zögern die grösstmögliche Menge. Neben dem ‹Tinto› beeindruckt uns auch die Reserva 2016, hingerissen sind wir allerdings vom ‹Expresión› 2018, der, obwohl noch etwas jugendlich, mit seiner tiefgründigen Frucht geradezu umwerfend schmeckt. So müssen wir nicht lange überlegen und entscheiden uns einstimmig für den ‹Expresión› 2018, der sicher zu den ganz grossen Ribera zählt!